Gegen das Vergessen

von H.Klausdeinken (Kommentare: 0)

Mit Unterstützung der Kulturstiftung Masthoff, des Rotary Clubs Dülmen, der Bürgerstiftung Dülmen und des Heimatvereins Dülmen konnte nun ein Landschaftsfenster am Silbersee II eröffnet werden, das an ein großes Kriegsgefangenenlager erinnert, das sich von 1924-1919 im Bereich des heutigen Silbersee II befand. Die Dülmener Zeitung berichtet über die feierliche Eröffnung des Denkmals:

Mit einfühlsamen Texten gestalteten Dülmener Schüler die Feier zur Einweihung des Landschaftsfensters am Silbersee. 

Foto: Marcy 

Jugend im Frieden - Jugend im Krieg

MEHR ZUM THEMA

Landschaftsfenster am Silbersee

Sie schilderten ihre eigenen sorglosen Alltagserfahrungen und stellten sie den bedrückenden Berichten aus dem Lager gegenüber. Das Landschaftsfenster ist eine große Glastafel, die in Text und Bild auf das Kriegsgefangenenlager von 1914 bis 1919 hinweist, das sich einst auf Dülmener Gebiet befand.

Städteübergreifende Zusammenarbeit

Heute gehört das Gelände zu Haltern am See. Gemeinsam hatten sich Dülmener und Halteraner für das Landschaftsfenster eingesetzt, denn bis auf eine Baracke erinnert heute nichts mehr an das Lager. Es ist der Aussandung des Sees zum Opfer gefallen.

10.000 Gefangene

Halterns Bürgermeister Bodo Klimpel rief während der Feier die Geschichte der Einrichtung in Erinnerung, in der rund 10.000 Gefangene vornehmlich aus Frankreich, Belgien, Großbritannien und Russland lebten, und bedankte sich bei allen Unterstützern des Projektes.

"Augen nicht verschließen"

Dülmens Bürgermeisterin Lisa Stremlau zeigte sich „überwältigt“, dass so viele Menschen zu der Einweihung gekommen waren und so ihre Bereitschaft zeigten, „sich für Frieden und Gerechtigkeit“ einzusetzen. Auch heute gebe es Kriege, lebten Menschen unter zum Teil unwürdigen Bedingungen in Lagern. „Davor dürfen wir unsere Augen nicht verschließen.“

_____________________________________________________________________________

Das steht auf der gläsernen Info-Tafel

Hausdülmen/Haltern. Diese Information über das Kriegsgefangenenlager Dülmen 1914-1919 enthält das neue Landschaftsfenster am Silbersee II. 

 

KRIEGSGEFANGENENLAGER DÜLMEN 1914 - 1919

Im Winter 1914/15, wenige Monate nach Beginn des Ersten Weltkriegs, wurde in der Sythener Mark bei Hausdülmen ein Kriegsgefangenenlager errichtet. Hier waren während des Kriegs etwa 10.000 Kriegsgefangene - vor allem Franzosen, Belgier, Briten und Russen - untergebracht.

Das 50 ha große Lager glich einer kleinen Stadt: Es verfügte über einen eig­nen Bahnanschluss mit Poststation, ein Pumpenhaus, Stromversorgung, ein Lazarett, eine Desinfektionsanstalt, Baderäume, Wirtschaftsbaracken, eine Strafanstalt mit Arrestzelle, eine Theaterbaracke für kulturelle Veranstaltungen und Räumlichkeiten zur Abhaltung von Gottesdiensten. Untergebracht waren die Gefangenen in nach Nationalität getrennten Baracken mit jeweils bis zu 130 Personen.

Die Kriegsgefangenen wurden vor allem als Arbeitskräfte in den Industriebetrieben der Stadt Dülmen und in der Landwirtschaft eingesetzt.

Als Wache dienten ältere bzw. nicht voll kriegstaugliche Soldaten des 27. Landsturm-Infanterie-Ersatzbataillons.

Die Behandlung von Kriegsgefangenen war in der Haager Konvention geregelt, deren Bestimmungen auch im Dülmener Lager eingehalten wurden. Die Versorgungs- und Ernährungssituation der Gefangenen im Lager verschlechterte sich wie für die deutsche Zivilbevölkerung mit dem Hungerwinter 1916/17. Hier starben vor allem russische Kriegsgefangene, da diese im Gegensatz zu den Gefangenen aus westeuropäischen Ländern weniger Unterstützung aus ihrer Heimat erhielten.

Im April 1915 war ein Friedhof eingeweiht worden. Dieser wurde 1967 an die Friedensallee bei Hausdülmen verlegt.

Die letzten russischen Kriegsgefangenen verließen im Sommer 1919 das Lager, das daraufhin bis 1921 als Heimkehrerlager für deutsche Soldaten genutzt wurde.

Heute ist das Lager, dessen Fläche zu einem großen Teil vom Silbersee II bedeckt ist, im Landschaftsbild nicht mehr sichtbar. Dieses Landschaftsfenster soll deshalb einen Blick in die Vergangenheit ermöglichen und an das alte Lager erinnern.

 

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 2 und 5.